Historische Baustoffe. Klinkerstein

Historische Baustoffe sind überall zu finden. In der Vergangenheit nutzte man vor allem die Klinkersteine. Die außergewöhnlichen Eigenschaften des Klinkers erfreuen sich schon mindestens seit zwei Jahrhunderten einer globalen Berühmtheit, sodass die Klinkerhäuser heutzutage beinahe allgegenwärtig sind. Jedenfalls überall dort, wo man Stil und Eleganz zu schätzen weiß. Hier erfahren Sie mehr über die historischen Gebäuden.

Historische Baustoffe

Historische Baustoffe bergen ein Geheimnis in sich. Der Klinkerstein als Baumaterial hat somit eine lange und faszinierende Geschichte hinter sich, deren knappen Überblick Sie auf unserem Blog verfolgen können „Geschichte des Klinkers„. In diesem Artikel erzählen wir Ihnen über einige Sternstunden dieser facettenreichen Geschichte und bringen die weltbekannten Beispiele klassischer Klinkergebäude in Deutschland nahe. Denn dies sind die wahren Meilensteine des Klinkersteins!

Historischer Baustoff. Schloss Münster

Historischer Baustoff ist weltweit bekannt. Geht es um die deutschen Städte, so sollte man mit Münster beginnen. Eben dort baute man von 1767 bis 1787 die fürstbischöfliche Residenz, die heute als Schloss Münster zu den namhaftesten westfälischen Sehenswürdigkeiten gehört. Verantwortlich fürs imposante Konzept des prächtigen Baumeisterwerks stand ein gewisser Johann Conrad Schlaun – der bedeutendste Architekt des Barock. Und das war wirklich schlau von Schlaun! Denn das Schloss Münster prahlte mit einer raffinierten Mischung aus hellem Baumberger Sand- und rotem Backstein. Hinzu kamen die schlichte Symmetrie des Hauptkörpers, der geräumige, spazierfreudige Ehrenhof sowie der schick schwingende Fassadenbereich.

Während des Zweiten Weltkriegs erlitt das Gebäude infolge der Luftangriffe schwere Beschädigungen, was vorerst zur Zerstörung aller Vorderfront-Fensterscheiben und später zur völligen Vernichtung historischer Bausubstanz führte. Die Wiederaufbauarbeiten begannen ab 1946. Und so wurde das Schloss offiziell zum Teil der Westfälischen Wilhelms-Universität. Damals hat man auch das Glockenspiel installiert, obschon es heute als ursprüngliches Element des Originalgebäudes aussieht. Auf dem Dach des Schlosses befinden sich nämlich 18 Glocken, die dreimal am Tag erklingen und verschiedene einprogrammierte Volksmelodien abspielen.

Schloss Münster

Historische Baustoffe Fliesen

Am Schlossplatz finden ab und zu diverse Feste und Wettbewerbe statt. Das herrliche Schloss umzingelt ein ebenfalls herrlicher Schlossgarten (der auch einen Botanischen Garten umfasst). Ob ins Grüne eingetaucht, von stimmungsvollen Abendlichtern beleuchtet oder märchenhaft schneebedeckt – das wunderschöne Gebäude bildet bis heute ein perfektes Beispiel für klassische kohlegebrannte Klinkerverblendung.

Bleibt man noch eine Weile bei Münster, so sei auch das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen zu erwähnen. Genauer gesagt, die Abteilung Westfalen (bis 2008 Staatsarchiv Münster) – eine kleine, aber feine Perle niederländischer Neorenaissance. Das Gebäude befindet sich gleich neben der Promenade und bezaubert die vorbeigehenden Passanten mit ihrer sagenhaft-stillvollen Symmetrie. Das Magazin, das man auch heutzutage in wissenschaftlichen oder privaten Zielen benutzen darf, blieb sogar während der Kriegszeit unbeschädigt.

Historische Klinker. Hannover Hauptbahnhof

Das Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs im niedersächsischen Hannover hat man aus sog. Greppiner Klinker errichtet. Dieser historische Klinker hat besondere Eigenschaften. Darunter versteht man einen hartgebrannten gelben Ziegelstein, der insbesondere am Ende des 19. Jh. bei der Verblendung von repräsentativ aussehenden öffentlichen Gebäuden populär war. Durch die sehr hohe Brenntemperatur wird der Klinkerstein extrem wasserfest sowie unempfindlich gegen Staub. Daher eignet sich diese Klinkerart perfekt zur Fassadenverblendung.

Die erste Version des Bahnhofs erschien im Jahre 1847. Die Architekten sind unbekannt, obwohl es feststeht, dass mehrere anerkannte Hofbaumeister daran gearbeitet haben. Es war ein streng symmetrisches, gelblich verputztes Gebäude im romantisch-klassizistischen Stil.

Danach hat der Architekt Hubert Stier das Gebäude im Neorenaissance-Stil umbauen lassen als eine Haupthalle mit zwei Seitenflügeln. Ausgeführt hat man das Bauwerk in gelben Ziegeln mit roten Ziegelstreifen sowie einem Sandsteinsockel. Die Baukosten für das Gebäude und die Gesamtanlage betrugen circa 35 Millionen Mark.
Nach einer weitgehenden Zerstörung bei den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg begann 1948 der Wiederaufbau des Bahnhofs. Es kamen neue Innenräume hinzu, über den Bahnsteigen hat man hölzerne Notdächer errichtet, die man 1961 umgebaut hat. Heutzutage ist der Hannover Hauptbahnhof mit seinen täglich ca. 280 000 Reisenden der sechste meistfrequentierte Fernbahnhof der Deutschen Bahn.

Historische Ziegel. Das Chilehaus in Hamburg

Ein völlig anderes, aber ebenso beeindruckendes und einmaliges Beispiel bildet das weltberühmte Chilehaus von Hamburg, erbaut in den Jahren 1922 – 1924. Die Idee kam von Henry Brarens Sloman, der als mittelloser Schlosser nach Chile auswanderte und im Alter von 60 Jahren als reicher Kaufmann nach Deutschland zurückkehrte. Die Errichtung des Chilehauses war sein Geschenk an die Heimatstadt Hamburg. Historische Ziegel kann man noch heute sehen.

Chilehaus in Hamburg

Es handelt sich dabei um ein unvergleichlich originell konzipiertes Bürogebäude im sog. „Kontorhausviertel“ der Hansastadt. Das Haus gilt als exemplarisches Muster des deutschen Backsteinexpressionismus, d.h. einer einzigartigen Mischung aus alter backsteingotischer und expressionistisch konzipierter Architektur der Moderne. Die Entwürfe stammten von mehreren ausgezeichneten Architekten damaliger Zeit (Gebrüder Gerson, Fritz Höger, Puls & Richter). Dieser Bau war zugleich eines der ersten Hamburger Hochhäuser mit 10 Stockwerken und einer Grundfläche von 5950 m². Geht es um das Aussehen, so ist vor allem die effektvolle Eckspitze, die an einen Schiffsbug erinnern kann, sehr charakteristisch.
Bei der Errichtung des Chilehauses hat man den Bockhorner Klinker verwendet. Der Architekt Fritz Höger betonte, dass er für die Gebäudefronten „ausgerechnet Ausschußklinker“ wähle, obwohl dies keine selbstverständliche Lösung war. Diese Klinkerart benutzte man nämlich in der Regel für Fußbodenpflasterung bzw. andere nicht-sichtbare Bereiche und nicht etwa für Hausfassaden. Höger lag es allerdings daran, eine gewisse „Beschwingtheit“ zu erreichen und „dem Riesen seine Erdenschwere“ wegzunehmen.

Klinker historisch

Bedenkt man die relativ kurze Bauzeit sowie die dazu benötigte Ziegelanzahl, so kann man zur Schlussfolgerung kommen, dass man schließlich jedoch keinen Ausschuss verwendete. Vielmehr hat man mit einem nach ähnlicher Vorlage hergestellten Klinker gearbeitet, um die von Höger angestrebte Vision zu verwirklichen. Dadurch wirkt das monumentale Gebäude tatsächlich kaum erdrückend, sondern im Gegenteil elegant und reizvoll schwebend. Die jeweilige Färbung des edlen Steinglanzes hängt von der Sonneneinstrahlung ab. Von blaugrün bis tiefviolett – das Hamburger Chilehaus weiß seine Beobachter mit vielfältigen umwerfenden Farben zu entzücken.
Am 5.07.2015 ernannte man das ganze Viertel und damit natürlich auch das kultige Chilehaus zum UNESCO-Weltkulturerbe.  

Historische Backsteine

Wie man also gut sehen kann, verfügt der historische Klinker über ein unbegrenztes Potenzial an Verblendungs- und Verwendungsmöglichkeiten. Ob klassizistisch, romantisch oder auch (hoch)modern konzipiert – mit dem Klinkerstein lässt sich jede architektonische Vision in ein wahres Augenfest der Eleganz und Experimentfreudigkeit verwandeln. Und wer weiß, welche neuen fulminanten Überraschungen die Klinkerzukunft mit sich bringt?